Piz Palü

Piz Palü – Der bleiche Berg

Der Piz Palü ist ein 3901m hoher Berg, der zwischen dem Schweizer Kanton Graubünden und der Lombardei liegt. Er ist Teil der Berninagruppe, welche den Ostalpen zugehörig ist und besitzt drei Gipfel, den Ostgipfel, den Hauptgipfel und den Piz Spinas. Der Ostgipfel hat eine Höhe von 3882m, der Piz Spinas eine höhe von 3823m un der Mittel- bzw. Hauptgipfel weist die oben genannte Höhe von 3901m auf. Auf keinem dieser drei Gipfel gibt es ein Gipfelkreuz. Der Piz Palü gilt als einer der formschönsten Berge der Alpen und weist auch große Bekanntheit in der Popkultur auf. Nicht nur als Postkartenmotiv ist der Piz Palü äußerst belibt, auch im alten Leni Riefenstahl Steifen „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ oder ebenfalls in modernen Filmen, wie Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ spielt der Berg eine Rolle bzw. es wird auf ihn angespielt. Auf den Piz Palü führen verschiedene Routen, wobei der Normalweg über den Ostgipfel die beliebteste ist. Eine häufig begangene Alternative ist die Besteigung über den Spinas-Grat. Auch die drei Pfeiler der Nordwand sind ein populäres Ziel für Alpinisten professionellerer Richtung.

Blick auf den Piz Palü mit allen seinen drei Pfeilern

Allgemeines zum Piz Palü

Der Piz Palü gehört zu den beliebtesten Zielen in den Alpen für Houchtourengeher. Und das natürlich nicht ohne Grund. Hier erfährst Du warum der Piz Palü so schön und so gerne begangen ist. Wir stellen Dir hier alle wichtigen Informationen bereit, die Du brauchst, wenn Du eine Besteigung dieses Berges planst. Und falls Du noch am überlegen bist, ob es der Palü oder ein anderer Berg sein soll, kannst Du Dich hier davon überzeugen, dass Du mit dem Piz Palü auf keinen Fall eine falsche Entscheidung triffst. Unser Tipp: Eine Überschreitung von West nach Ost. Dies ist eine nicht ganz häufig begangene Variante zur klassischen Überschreitung. Zwar gehört sie nicht zum Standart-Angebot der meisten Bergschulen, kann aber auf Anfrage eigentlich immer durchgeführt werden.

Daten zum Piz Palü

Hier die wichtigsten Zahlen und Daten für Dich im Überblick:

  • Name: Piz Palü
  • Höhe: 3901hm
  • Lage: Südliche Ostalpen
  • Land: Graubünden, Schweiz
  • Talort: St. Moritz
  • Dominanz: 2km zur Bellavista
  • Schartenhöhe: 212m
  • Erstbesteigung: 1866 druch Kenelm Edward Digby

Mit seinen 3901m ist der Piz Palü zwar nicht der höchste Berg der Berninagruppe, jedoch ist er vermutlich der beliebteste. Seine Nordwand mit den drei Palü Pfeilern ist weltberühmt und vom Berggasthaus Diavolezza aus besonders gut zu sehen. Mit einer Schartenhöhe von „nur“ 212m und einer Dominanz von ebenfalls „nur“ 2km zur nahe gelegenen Bellavista sticht der Piz Palü zwar nicht so hervor, wie beispielsweise der Ortler, doch das muss er auch gar nicht. Er ist nichtsdestotrotz ein sowohl vielseitiger, aufregender, fordernder, als auch anspruchsvoller Berg, der von Alpinisten aller Richtungen geschätzt wird. Zudem ist der Piz Palü nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter ein anerkanntes und populäres Ziel für Bergsportler.

Region und Geographie des Piz Palü

Der Piz Palü liegt im Schweizer Kanton Graubünden und an der Grenze zur italenischen Lombardei. Wie auch der Rest der Berninagruppe gehört der Piz Palü zu den Ostalpen. Er hat außerdem lediglich eine Entfernung von 50km Luftlinie zum Ortler in Südtirol. Benachbarte Berge des Piz Palü sind unter anderem der Piz Bernina (4049m), der Piz Zupò (3996m), die Bellavista (3922m) oder der Piz Cambrena (3606m). Im Westen grenzt sich der Berg durch die Fuorcla Bellavista von der Bellavista ab. Die Fuorcla Bellavista ist eine Scharte. Östlicher und südlicher Richtung liegt der Palügletscher und in nördlicher Richtung wiederum der Persgletscher, welcher sehr weit und eher flach ausläuft und sich in früheren Tagen mit dem Morteratschgletscher vereinigt hatte. Im Jahr 2015 war der Gletscherrückgang jedoch so weit fortgeschritten, dass sich diese beiden Gletscher voneinander abgetrennt hatten. Im Nord-Osten ist der Berg durch die Fuorcla Pers-Palü vom Piz Cambrena getrennt. Nördlich des Piz Palü liegt das Berggasthaus Diavolezza, von dem aus man einen besonders guten Ausblick auf die Nordwand und die drei Nordwandpfeiler hat. Da das Berggasthaus auch mit der Seilbahn erreichbar ist, halten sich dort dementsprechend viele Touristen auf, was die Bekanntheit des Piz Palü als Fotomotiv nochmals deutlich steigert. Als Talort wird meist St. Moritz genannt, obwohl dieser Ort über 16km weit wom Berg entfernt liegt. Im Tal gibt es jedoch in unmittelbarer Nähe nur die Bergstation der Diavolezza-Bergbahn, daher fällt die Wahl meist auf das etwas weiter entfernte St. Moritz.

Klima und Natur des Piz Palü

Da der Piz Palü komplett vergletschert bzw. von Gletschern ungeben ist, gibt es in unmittelbarer Umgebung relativ wenig vielfältige Flora und Fauna. Bäume sind keine zu finden und auch anderes Gewächs ist in den tieferen Lagen des Berges äußerst rar. Wo das Gebiet nicht von Gletschern bedeckt ist, ist die Landschaft vor allem sehr steinig geprägt. Die Gletscher sind außerdem stellenweise sehr spaltenreich, was sie als möglichen Lebensraum nochmals deutlich unwirtlicher macht. In Tieferen Lagen sind Gämse oder auch eher vereinzelt Steinböcke anzutreffen. Im Vogelreich sind die Bergdohlen häufig vertreten. Sie dringen auch bis in größere Höhen vor.

Das Klima des Piz Palü ist mit einem Temperaturdurchschnitt im Winter von -2° Celsius bis zu -12° Celsius im Vergleich zu anderen Bergen der Alpen mit ähnlichen Höhen nicht all zu kalt. In den Sommermonaten kommt der Berg auf eine Durchschnittstemperatur von 5° Celsius bis 14° Celsius. Der Piz Palü gehört damit insgesamt eher zu den wärmeren Bergen der Alpen. Dennoch sollte man bei einer Besteigung unbedingt passend und ausreichend warm gekleidet sein, da es in Ausnahmefällen im Winter auch zu Temperaturen von bis zu -25° Celsius kommen kann.

Geschichte des Piz Palü

Die Herkunft des Namens des Piz Palü ist heute recht eindeutig geklärt. Die im Volksmund auch heutzutage noch herrschende Meinung, „Palü“ würde „bleich“ bedeuten und der Piz Palü wäre somit der „bleiche Berg“ ist mittlerer Weile widerlegt. Der Name „Palü“ kommt nämlich ursprünglich aus dem Lateinischen und leitet sich vom Wort „palus“ ab, was wiederum so viel wie „Sumpf“ heißt. In der Nähe des Piz Palü lagt früher nämlich die sogenannte „Alpe Palü“, die auf einem damals sumpfigen Grund gelegen war. Von dieser wurde der Name auf den Berg übertragen. Dennoch hat sich die Bezeichnung „bleicher Berg“ für den Piz Palü bis heute gehalten und wird auch gerne noch für ihn verwendet.

Die Erschließungsgeschichte des Piz Palü beginnt im Jahre 1866, als die Erstbesteigung durch den Briten Kenelm Edward Digby gemeinsam mit seinem Bergführer Peter Jenny und einem weiteren Träger erfolgreich durchgeführt wurde. Der erste Besteigungsversuch aus dem Jahre 1835 durch Oswald Heer, Peter Flury, Johann Madutz und Gian Marchet Colani scheiterte, da die Bergsteiger nur den Ostgipfel erreichten. Die erste Palü-Überschreitung glückte den Bergführern Hans Grass und Christian Grass, die ihre Klienten Wachtler, Wallner und Georg im Jahre 1868 über die Bellavistaseite auf den Hauptgipfel führten und über den Ostgipfel abstiegen. Die Pfeiler der Nordwand sind alle in der darauf folgenden Zeit durchstiegen worden. Der Nordpfeiler des Mittelgipfels wurde am 1. September 1887 durch Theodor Bumiller, Martin Schocher, Johann Gross und Christian Schnitzler bewältigt. Aus diesem Grund trägt dieser Pfeiler heute den namen Bumiller Pfeiler. Der Nordpfeiler des Ostgipfels wurde am 22. August durch Moriz von Kuffner, Martin Schocher und Alexander Burgener erfolgreich durchstiegen. Er trägt daher den Namen Kuffner Pfeiler. Der dritte Pfeiler auf den Piz Spinas wurde am 31. Juli 1899 vom Briten J.T. Burton-Alexander gemeinsam mit Christian Zippert und Florian Grass durchstiegen. Er trägt jedoch keinen eigenen Namen. 2002 wurde ein neuer Rekord aufgestellt, dadurch, dass Toni Steurer und Walter Hölzler in nur 24 Stunden alle drei Norwandpfeiler durchstiegen.

Auch in der Popkultur ist der Piz Palü ein Begriff. Der Film „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ mit Leni Riefenstahl aus dem jahr 1929 verlieh dem Berg einen enormen Bekanntheitsschub. Quentin Tarantino nahm in seinem Film „Inglourious Basterds“ aus dem Jahr 2009 Bezug auf diesen Film und auch auf den Piz Palü, was die internationale Bekanntheit dieses Berges mit Sicherheit nochmals gesteigert hat. Der Piz Palü gehört gemeinsam mit dem Matterhorn und dem Dreigestirn aus Mönch, Jungfrau und Eiger zu den am häufigsten fotografierten Bergmotiven der Schweiz.

Die Hütten am Berg

Folgende Hütten gibt es am Piz Palü:

  • Diavolezza
  • Bovalhütte
  • Marco-e-Rosa Hütte (liegt in Italien)

Hütten und Unterkünfte gibt es am Berg drei nennenswerte. Das Berggasthaus Diavolezza, die Bovalhütte und die Marco-e-Rosa Hütte, welche jedoch nicht mehr auf schweizer Staatsgebiet, sondern auf italienischem liegt. Das Berggasthaus Diavolezza ist der Ausgangspunkt für eine Besteigung über den Normalweg. Auch kann von hier aus eine Überschreitung von Ost nach West oder auch alternativ von West nach Ost unternommen werden. Die Marco-e-Rosa Hütte ist ein beliebter Ausgangspunkt für die West-Ost Überschreitung, die von hier aus deutlich kürzer ist als von der Diavolezza aus. Auch wird diese Hütte gerne für die Piz Bernina-Kombi oder für Bernina-Besteigungen übder den Spallagrat genutzt. Die Bovalhütte liegt im Morteratschtal und somit etwas weiter unterhalb des Piz Palü. Von ihr aus werden im Normalfall keine Palü-Besteigungen unternommen, da sie einfach zu weit entfernt ist. Sie ist jedoch ein guter Ausgangspunkt für Besteigungen des Piz Bernina, des Piz Boval oder des Piz Morteratsch.

Das Berggasthaus Diavolezza mit Blick auf den Piz Palü

Verschiedene Routen auf den Gipfel des Piz Palü

Auf die drei Gipfel des Piz Palü gibt es einige verschiedene Routen, die alle jeweils einen ganz eigenen Charakter haben. In diesem Punkt erklären wir Dir die verschiedenen Einzelheiten der Routen, deren jeweilige Schwierigkeit, deren Dauer etc. Auch bekommst Du Infos zu den benötigten Anforderungen und der Ausrüstung. So kannst Du sicher gehen, welche Route am besten zu Dir passt und Dich am schönsten zu Deinem Gipfeltraum bringt.

Der Normalweg

Hier die wichtigsten Daten im Überblick:

Dauer Aufstieg 🕒↗️Dauer Abstieg 🕒↘️Hm aufwärts ↗️Hm abwärts ↘️Schwierigkeit
4-5std.3-4std.ca. 1000hmca. 1000hm– WS-/PD- 🔴
– 40° Gletscher und zwei Grate
  • Dauer Aufstieg: 4-5std
  • Dauer Abstieg: 3-4std
  • Hm aufwärts: 1000hm
  • Hm abwärts: 1000hm
  • Schwierigkeit: WS-/PD-/40° Gletscher und zwei Grate

Wie ist die Route des Normalwegs?

Der Normalweg beginnt am Berggasthaus Diavolezza. Von hier aus steigt man zuerst ein kleines Stück zur Bergstation des Sesselliftes ab und folgt dann dem Weg weiter Richtung des Piz Trovat, dessen Ostflanke man queren muss. Über einen einfachen Wanderweg geht es vorbei am Piz Trovat, hinunter zum Persgletscher. Über den Persgletscher geht es flach weiter zum Fuß des Piz Cambrena, weiter in eine kleinere Mulde des Gletschers, wo es bereits einige Spalten gibt, auf die man gut achten sollte. Außerdem kann es unter dem Piz Cambrena je nach Verhältnissen durchaus zu Steinschlag oder Lawinen kommen, weshalb hier besonders große Vorsicht gefragt ist. Anschließend steigt man zwischen dem Piz Cambrena und dem Piz Palü Ostgipfel über den Gletscher auf, welcher auf ca 3100m eine recht große Bruchzone aufweist. Hier ist eine gute Routenwahl nötig, da die Durchquerung dieses Gletscherbruches durchaus heikel sein kann. Hat man den Bruch passiert, wird es wieder leichter und auch ein wenig flacher, mit zunehmender Höhe jedoch auch zunehmend steiler. Nach einer zweiten Bruchzone, die man passieren muss erreicht man schließlich den Hauptkamm des Piz Palü welcher vor dem Anstieg zum Ostgipfel eine flache Plateau-artige Ebene ist. Diese Ebene wird auch das „Skidepot“ genannt, da bei Skibesteigungen hier die Ski zurück gelassen werden und der Anstieg weiter ohne diese erfolgt. Vom Skidepot aus geht es steil und ausgesetzt über einen  bis zu 40° steilen Firnhang zum berühmt berüchtigten  Firngrat empor. Dieser Firngrat führt uns auf 3882m auf den Ostgipfel. Vom Ostgipfel steigt man zunächst wenige Meter hinab, um dann über einen weiteren Grat auf den Hauptgipfel auf 3901m aufzusteigen. Hier muss man jedoch noch mehr aufpassen, da der Grat teilweise stark überwächtet sein kann. Der Hauptgipfel selbst ist ein flaches Plateau. Hier muss man besonders vorsichtig sein, da durchaus auch im Gipfelbereich Spalten vorhanden sein können.

Der Abstieg erfolgt auf der gleichen Route wie der Aufstieg und endet am Berggasthaus Diavolezza, von welchen aus es entweder mit der Bahn oder zu Fuß zurück ins Tal geht.

Wie schwierig ist der Normalweg?

Der Normalweg wird mit Schwierigkeit WS- bzw. PD- bewertet. Er gehört damit eher zu den einfacheren Touren. Dennoch darf dieser Weg auf keinen Fall unterschätzt werden! Zwar warten keine Kletterstellen auf die Besteiger des Palü, jedoch sind eine sehr gute Kenntnis von Gletscher und Spalten gefragt. Nicht nur die zwei Gletscherbrüche, sondern auch Spalten, die oftmals parallel zur Laufrichtung der Bergsteiger verlaufen, machen die Tour durchaus anspruchsvoll. Auch sind absolute Konzentration und Schwindelfreiheit gefragt, wenn es über die beiden Grate auf die Gipfel geht. Hier darf man sich keinen Fehltritt erlauben! Für einen schwindelfreien Houtourengeher, der weiß wie man mit Pickel und Steigeisen umgeht wird diese Tour jedoch mit Sicherheit zum wahren Genuss. Der Normalweg auf den Piz Palü ist hervorragend für Einsteiger geeignet, die bereits die Basics beherrschen und Erfahrung sammeln wollen. Vor allem die beiden Grate geben der Tour die richtige Würze und werden sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Welche Ausrüstung brauche ich für den Normalweg?

Für den Normalweg brauchst Du eine komplette Hochtourenausrüstung.

Eine Seilschaft beim Gipfelanstieg zum Piz Palü

Die Piz Bernina-Kombi

Hier die wichtigsten Daten im Überblick:

Dauer Aufstieg 🕒↗️Dauer Abstieg 🕒↘️Hm aufwärts ↗️Hm abwärts ↘️Schwierigkeit
– Tag 1: 6std
– Tag 2: 2-3std
– Tag 3: 4std
– Tag 1: –
– Tag 2: 1,5-2std
– Tag 3: 3std
– Tag 1: 650hm
– Tag 2: 440hm
– Tag 3: 500hm
– Tag 1: –
– Tag 2: 440hm
– Tag 3: 1100hm
– ZS-/AD- ⚫️
– III. Kletterstellen
– 35° Gletscher
  • Dauer Aufstieg: Tag 1: 6std | Tag 2:2-3std | Tag 3: 4std
  • Dauer Abstieg: Tag 1:- | Tag 2: 1,5-2std | Tag 3: 3std
  • Hm aufwärts: Tag 1: 650hm | Tag 2: 440hm | Tag 3: 500hm
  • Hm abwärts: Tag 1:- | Tag 2: 440hm | Tag 3: 1100hm
  • Schwierigkeit: ZS-/III/35° Gletscher

Wie ist die Route der Piz Bernina-Kombi?

Die Piz Bernina-Kombi ist eine Drei-Tages-Tour und hat ihren Ausgangspunkt beim Berggashaus Diavolezza. Von hier aus steigt man auf den Persgletscher ab und überquert diesen in Richtung Fortezzagrat. Am Fortezzagrat wartet bereits erste Genuss-Kletterei auf einen. Kletterstellen bis zum II. Schwierigkeitsgrad hat man im Aufstieg über den Grat zu meistern. Hier sind jedoch stets ausreichend Sicherungen vorhanden, sodass man sich keine Sorgen machen muss. Hat man den Fortezzagrat überwunden geht es weiter zu den Bellavistaterassen. Man geht am Fuße der Bellavista und des Piz Zupò vorbei und gelangt dann schließlich zum oberen Teil des Morteratschgletschers , welcher hier zunehmend steiler wird. Durch sehr spaltenreiches Gebiet gelangt man dann zum Fuorcla Crast’Agüzza Sattel, wo die Marco-e-Rosa Hütte liegt. Hier hat man die erste Etappe hinter sich und quartiert sich für die Nacht ein.

Am nächsten Tag geht es weiter auf den Gipfel des Piz Bernina. Technisch gesehen ist dies zwar der anspruchsvollste Tag, konditionell wiederum jedoch der leichteste. Von der Marco-e-Rosa Hütte aus erreicht man den Fuß des Spallagrates in gut einer halben Stunde über den Gletscher. Hier beginnt auch schon die Kletterei. Anfangs warten Schwierigkeiten im II. Grad auf einen, später werden es Schwierigkeiten bis zum III. Grad. Diese Stellen sind jedoch alle sehr gut mit Sicherungsringen abgesichert. Man folgt einfach dem Verlauf des Grates, welcher zunehmend ausgesetzter und luftiger wird. Im letzten Teil des Grates trifft man auf einfach zu überquerendes Blockgestein und erreicht dann auch schon den Gipfel auf 4049m. Der Abstieg zur Marco-e-Rosa Hütte, auf der man eine weitere Nacht verbringt, erfolgt über den gleichen Weg, wobei man an den schwierigeren Kletterstellen abseilt, was das vorwärts Kommen sehr erleichtert.

Am dritten und letzten Tag steht die Überschreitung aller drei Palü-Gipfel an. Von der Marco-e-Rosa Hütte aus startet man Richtung Bellavista, welche man quert und über den Gletscher zum Spinasgrat weiter geht. Über den Spinasgrat steigt man auf den Ostgipfel des Piz Palü, den Piz Spinas, auf. Hierbei erwarten einen Kletterstellen bis zum III. Schwierigkeitsgrad, wobei sich der Großteil der technischen Stellen im II. Grad bewegt und nur eine kurze Stelle eine IIIer Stelle ist. Vom Piz Spinas steigt man über den Gletscher weiter auf den Hauptgipfel auf, welchen man in ca. 30min erreicht. Von hier aus entspricht der weitere Weg dem Normalweg, nur eben in umgekehrter Reihenfolge. Es geht über die beiden Firngrate, über den Ostgipfel, durch die beiden Gletscherbrüche, vorbei am Piz Trovat zurück zur Diavolezza. Hier geht es entweder mit der Bahn oder zu Fuß zurück ins Tal.

Wie schwierig ist die Piz Bernina-Kombi?

Die Piz Bernina-Kombi ist mit ZS- bzw. AD- bewertet. Sie gehört damit bereits zu den anspruchsvolleren Touren. Es erwarten einen Kletterstellen bis zum III. Schwierigkeitsgrad, welche auf keinen Fall unterschätzt werden dürfen, auch wenn diese stets gut versichert sich. Auch sollte der Bergsteiger eine dementsprechende Kondition mitbringen, drei Tage hintereinander Touren von mindestens 5std Dauer zu meistern. Schwindelfreiheit ist für die Kletterei am Fortezzagrat, Spallagrat und Spinasgrat unabdingbar. Und ebenfalls für die Überschreitung der beiden Firngrate sollte man dementsprechende Sicherheit mitbringen. Für absolute Anfänger ist diese Tour nicht zu empfehlen, für etwas Fortgeschrittenere mit guter Kondition ist diese Tour jedoch eine super Möglichkeit sich seinen ersten 4000er zu erkämpfen und nebenbei die beiden bekanntesten Berge der gesamten Berninagruppe zu besteigen.

Welche Ausrüstung brauche ich für die Piz Bernina-Kombi?

Für die Piz Bernina-Kombi brauchst Du eine komplette Hochtourenausrüstung.

Piz Bernina mit Biancograt vom Persgletscher aus

Der Ostpfeiler

Hier die wichtigsten Daten im Überblick:

Dauer Aufstieg 🕒↗️Dauer Abstieg 🕒↘️Hm aufwärts ↗️Hm abwärts ↘️Schwierigkeit
6-7std3stdca. 1000hmca. 1000hm– S-/D- ⚫️
– IV Kletterstellen
– 55° Gletscher und Fels
  • Dauer Aufstieg: 6-7std
  • Dauer Abstieg: 3std
  • Hm aufwärts: 1000hm
  • Hm abwärts: 1000hm
  • Schwierigkeit: S-/IV/55° Gletscher und Fels

Wie ist die Route des Ostpfeilers?

Die Route des Ostpfeiler beginnt am Berggasthaus Diavolezza. Von hier aus folgt man dem Normalweg bis auf eine Höhe von ca. 3300m. Nachdem man die Spaltenzone überwunden hat, muss man den Gletscher in Richtung des Ostpfeilers queren und gelangt so zum Einstieg des Pfeilers. Hier ist es wichtig, den Pfeiler möglichst weit unten zu erklettern, da der Einstieg sonst erheblich schwerer fällt. Am Einstieg angekommen muss man eigentlich zunächst immer nur dem Grat des Pfeilers folgen. Anfangs erwarten einen Kletterstellen bis zum 3. Grat. Bis man zum sogenannten „Turm“ kommt bewegen sich die Schwierigkeiten immer in diesem Bereich.Der Turm ist die Schlüsselstelle der Tour und kann entweder direkt überklettert oder links umgangen werden. Die Umgehung ist zwar technisch etwas einfacher, jedoch ist der Untergrund hier sehr brüchig. Die Schwierigkeiten bewegen sich hier im 4. Schwierigkeitsgrad. Anschließend kommt man zum Firngrat, der etwa 40-45° steil ist und auf dem es auf den Ostgipfel geht. Von hier aus kann man entweder die anderen Palü Gipfel noch dran hängen, eine Überschritung aus der Tour machen oder man steigt über den Normalweg zurück zur Diavolezza ab.

Wie schwierig ist der Ostpfeiler?

Der Ostpfeiler wird mit der Schwierigkeit S- bewertet und ist damit eine durchaus ernstzunehmende Tour. Es erwarten einen kombinierte Kletterstellen aus Eis und Fels. Für Anfänger ist diese Tour auf keinen Fall geeignet, erfahrene Alpinisten kommen hier jedoch auf ihre Kosten. Gerade der Wechsel zwischen Eis und Fels machen diese Route so attraktiv. Bei der Schlüsselstelle trifft man auf die Hauptschwierigkeiten dieser Tour, die sich im übrigen Verlauf meist im 3. Schwierigkeitsgrad bewegt und somit größtenteils eher moderat schwierig ist.

Welche Ausrüstung brauche ich für den Ostpfeiler?

Für den Ostpfeiler brauchst Du eine komplette Hochtourenausrüstung inkl. Ausrüstung zum Fels- bzw. Eisklettern für den Pfeilerdurchstieg.

Eine Kletterpassage am Spinasgrat am Piz Palü

Der Bumiller Pfeiler

Hier die wichtigsten Daten im Überblick:

Dauer Aufstieg 🕒↗️Dauer Abstieg 🕒↘️Hm aufwärts ↗️Hm abwärts ↘️Schwierigkeit
8-10std3-4stdca. 1000hmca. 1000hm– SS/TD ⚫️
– V+ Kletterstellen
– 55° Eis und Fels
  • Dauer Aufstieg: 8-10std
  • Dauer Abstieg: 3-4std
  • Hm aufwärts: 1000hm
  • Hm abwärts: 1000hm
  • Schwierigkeit: SS/V+/55° Eis und Fels

Wie ist die Route des Bumiller Pfeilers?

Die Route über den Bumiller Pfeiler beginnt ebenrfalls wie die Route des Ostpfeilers am Berggasthaus Diavolezza. Von hier aus steigt man auf den Persgletscher ab und geht über diesen direkt auf den Bumiller Pfeiler zu. Den Pfeilerfuß erreicht man nach ca 1,5std. Man erreicht den Einstieg des Pfeiler durch eine unterhalb gelegene Spaltenzone über den immer steiler werdenden Gletscher. Dieser Einstieg liegt etwas westlich des Pfeilerfußes. Hier sollte man sich möglichst nahe am Felsen halten, um so die Abbrüche und Gefahrenzonen möglichst zu umgehen. Bereits zu Beginn ist das Gelände sehr steil, nämlich bis zu 55°. Zu Beginn steigt man ausschließlich über das Eis auf und trifft erst später wieder auf den Fels. Die Orientierung ist dabei relativ einfach, man orientiert sich einfach an der Gratschneide und am Verlauf des Grates. Nach einem sehr steilen Schneegrat gelangt man zum Anfang des Felsteils. Hier beginnt auch die Felskletterei. Diese bewegt sich immer zwischen dem 3. und 5. Schwierigkeitsgrad. Nach einem Felsturm, den man östlich umgeht und den Grat dann bei einem Felsenfenster wieder erreicht, gelangt man zum Ende des Felsgrates. Hier führt der Weiterweg jedoch durch bedrohliche Seracs, welche man möglichst zügig durchqueren sollte. Hierzu klettert man kurz direkt unter den Seracs, um diese dann links in einer ausgesetzten Querung besser umgehen zu können. Anschließend steigt man über das Plateau auf den Gipfel auf 3901m auf.

Der Rückweg erfolgt zumeist über den Normalweg. Alternativ könnte man aber auch Richtung Westen zum Piz Spinas weiter steigen und über den Spinasgrat und den Fortezzagrat wieder zur Diavolezza absteigen. Diese Variante wird jedoch äußerst selten gewählt, da sie deutlich zeitintesiver ist, als der Abstieg über den Normalweg und die Durchsteigung des Bumiller Pfeilers selbst bereits sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

Wie schwierig ist der Bumiller Pfeiler?

Der Bumiller Pfeiler wird mit der Schwierigkeit SS bewertet und ist damit eine schwere und anspruchsvolle Tour. Man trifft auf kombinierte Kletterstellen aus Eis und Fels. Anfänger sind bei dieser Tour mehr als nur fehl am Platz, die Durchsteigung des Mittelpfeilers ist den erfahrenen und anspruchsvollen Alpinisten vorenthalten. Als kombinierte Tour ist sie jedoch für (Halb-)Profis sehr attraktiv. Die schwierigen Kletterstellen sind nicht nur herausfordernd, sondern auch ein wahrer Genuss für leidenschaftliche Bergsteiger, die keine Angst vor technischen Aufgaben haben.

Welche Ausrüstung brauche ich für den Bumiller Pfeiler?

Für den Bumiller Pfeiler brauchst Du die gleiche Ausrüstung wie für den Ostpfeiler, also eine komplette Hochtourenausrüstung inkl. Ausrüstung zum Fels- bzw. Eisklettern für den Pfeilerdurchstieg.

Die Piz Palü Überschreitung

Hier die wichtigsten Daten im Überblick:

Dauer Aufstieg 🕒↗️Dauer Abstieg 🕒↘️Hm aufwärts ↗️Hm abwärts ↘️Schwierigkeit
4-5std5-6stdca. 1200hmca. 1200hm– WS+/PD+ ⚫️
– III. Kletterstellen
– 40° Gletscher und vier Grate (2 Eis, 2 Fels)
  • Dauer Aufstieg: 4-5std
  • Dauer Abstieg: 5-6std
  • Hm aufwärts: 1200hm
  • Hm abwärts: 1200hm
  • Schwierigkeit: WS+/III/40° Gletscher und vier Grate (2 Eis, 2 Fels)

Wie ist die Route der Überschreitung?

Die Route der Überschreitung beginnt ebenfalls am Berggasthaus Diavolezza. Von hier aus folgt man dem Verlauf des Normalsweges auf den Ostgipfel und weiter auf den Hauptgipfel. Die Details zum Normalweg kannst Du unter dem separaten Punkt über den Normalweg nachlesen. Vom Haupgipfel geht es auf der Route der Piz Bernina Kombi (Details zur Piz Bernina Kombi ebenfalls im separaten Punkt dazu) in umgekehrter Richtung auf den Piz Spinas und über den Spinasgrat hinab zu den Bellavista Terrassen, welche man quert und zum Fortezzagrat gelangt. Über diesen geht es hinab zum Persgletscher, welcher ebenfalls gequert wird und man zurück zur Diavolezza gelangt. Die schwierigeren Kletterstellen der beiden Grate wird meist abgeseilt, was das Vorwärtkommen erheblich erleichtert.

Für die Überschreitung gibt es zwei Alternativen: Entweder man begeht die Überschreitung in umgekehrter Reihenfolge, also von West nach Ost. Hierdurch ergibt sich, dass man die beiden Felsgrate nicht hinab, sondern bergauf klettert. So kann man einige sehr schöne Kletterstellen mitnehmen, die man in anderer Richtung lediglich abseilen würde. Die Gehzeit für die Überschreitung erhöhen sich dadurch zwar um bis zu 2std, jedoch ist dieser kleine Mehraufwand seine Mühen auf jeden Fall wert. Die andere Alternative ist, dass man die Überschreitung von der Marco-e-Rosa Hütte aus durchführt. Die Route ist dann die gleiche, wie bei der Piz Bernina Kombination, mit dem Unterschied, dass der Piz Bernina nicht mit bestiegen wird.

Wie schwierig ist die Überschreitung?

Die Überschreitung wird mit Schwierigkeit WS+ bzw. PD+ bewertet. Sie ist damit keine ganz einfache Tour mehr, gehört jedoch zu den Touren, die auch von erfahrenen Anfänger gemeistert werden können. Es erwarten einen schöne Kletterstellen, die sich meist im 2. Schwierigkeitsgrad bewegen und nur einmal den 3. Grad erreichen. Die Überschreitung ist bestens für erfahrene Anfänger geeignet, denen der Normalweg auf den Piz Palüzu wenig bietet und die Erfahrung sammeln wollen, um so den Status eines Fortgeschrittenen zu erlangen. Gerade die beiden Felsgrate machen die Tour so besonders und geben einem die Möglichkeit wertvolle Hochtouren-Erfahrung zu sammeln.

Welche Ausrüstung brauche ich für die Überschreitung?

Für die Piz Palü Überschreitung brauchst Du eine komplette Hochtourenausrüstung. 

Gipfelgrat am Piz Palü

Video zur Piz Palü Überschreitung

Dieses Video zeigt die Überschreitung des Piz Palü von Westen nach Osten über den Piz Spinas, den Hauptgipfel und den Ostgipfel. Es kann dabei helfen, sich auf die Route und die zu erwartenden Schwierigkeiten vorzubereiten. Auch kann man anhand solcher Videos besser beurteilen, ob der Weg etwas für einen ist oder doch eher nicht. Wir empfehlen neben genauer Kartenkunde und Lektüre von einschlägiger Literatur ebenfalls das Ansehen solcher Videos, zwecks der besseren Vorbereitung und Beurteilung der Schwierigkeiten.

 

Zusammenfassung

Der Piz Palü ist nicht nur wegen seiner Form, sondern auch wegehn seiner enormen Vielfältigkeit ein absoluter Ausnahme-Berg und Bergsteigertraum. Jeder Bergsteiger, der etwas auf sich hält sollte eigentlich einmal einen der Gipfel des Piz Palü erklommen haben. Egal, ob als Anfänger über den Normalweg als Fortgeschrittener mit der Überschreitung oder der Piz Bernina Kombi oder als Profi über einen der Pfeiler, der Piz Palü ist für jeden Houchtourengeher ein absolutes Spitzenerlebnis, das man nicht auslassen sollte. Es lohnt sich übrigens auch den Piz Palü mehrmals zu besteigen, eben über seine verschiedenen Routen. So kann man bestens nachvollziehen, wie sich die eigenen Fähigkeiten verbessert haben und zudem erlebt man den Berg noch einmal von völlig neuen Facetten. Der Piz Palü bietet so viel Verschiedenes, dass man auf jeden Fall einmal auf einem seiner Gipfel gestanden haben sollte.